GODFLESH [industrial]
Eine Reise durch das Werk der Pioniere des industriellen Metal
Godflesh - ein Name, der für viele eine nahezu mythologische Bedeutung trägt, ein Synonym für Innovation, Intensität und eine zutiefst rohe Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz. Seit ihrer Gründung 1988 durch Justin Broadrick und G. C. Green hat die Band ein unverwechselbares musikalisches Universum erschaffen, das die Grenzen zwischen Metal, Industrial, Elektronik und experimenteller Musik verwischt und den Weg für unzählige Künstler geebnet hat.
Die Essenz von Godflesh
Es gibt nur wenige Bands, die so entschlossen und kompromisslos eine eigene, unverwechselbare Klangwelt etabliert haben wie Godflesh. Ihr Werk ist geprägt von einer düsteren, fast zerreißenden Schwere, die ebenso hypnotisch wie verstörend wirkt. Es ist eine Musik, die einem nicht nur durch den Körper geht, sondern die tief in das eigene Bewusstsein eindringt - herausfordernd, aber auch befreit.
Die rhythmischen, fast mechanischen Basslinien von G. C. Green, die die Grundlage von Godflesh’s Klang bilden, sind oft ebenso bedrohlich wie treibend, und sie eröffnen eine Klanglandschaft, die sich gleichzeitig minimalistisch und monumentale anfühlt. Broadrick's Gitarrenspiel, oft verfremdet durch unzählige Effekte und Distortion, entfaltet eine Klangtextur, die klangliche Dystopien, Kälte und Isolation heraufbeschwört. Und nicht zuletzt sind es seine Vocals, die einerseits wie ein Gebet wirken, andererseits wie ein verzweifeltes Schreien aus der Tiefe der eigenen Verzweiflung. Es ist Musik, die auf vielen Ebenen spricht und in jeder Nuance ihre eigene Form von Emotion, Schmerz und Triumph zeigt.
Die Alben von Godflesh
Jedes einzelne Album von Godflesh ist ein monumentaler Meilenstein der Musikgeschichte, das auf seine Weise die Genres der alternativen Musik, des Metal und des Industrial geprägt hat.
Streetcleaner [1989]
Das Debütalbum Streetcleaner ist nicht nur eine der einflussreichsten Veröffentlichungen im Industrial Metal, sondern auch eines der dunkelsten und intensivsten Werke der Band. Es gibt wohl kaum ein Album, das die Atmosphäre der Entfremdung, der urbanen Isolation und der industriellen Destruktivität so perfekt einfängt. Die Basslinien sind erdrückend, die Gitarren wirken wie verzerrte Maschinen, und die Vocals sind von einer fast mechanischen Kälte. Es ist das Fundament, auf dem das gesamte Werk von Godflesh aufbaut.
Pure [1992]
Mit Pure vertiefte Godflesh ihren Sound noch weiter. Hier wird der Industrial Metal noch experimenteller, noch verstörender, aber auch kraftvoller. Das Album trägt eine hypnotische Schwere in sich, die mit jedem Hören immer greifbarer wird. Die klangliche Reduktion, die mitunter fast an den Minimalismus der frühen Elektronischen Musik erinnert, trifft auf eine mechanische Härte, die zu einer extrem intensiven Erfahrung wird.
Selfless [1994]
Selfless war eine konsequente Weiterentwicklung von Godflesh's Sound. Das Album markiert eine Phase, in der die Band ihre Klänge noch weiter öffnete, elektronische Elemente einfließen ließ und eine fast schon meditative Ruhe inmitten der apokalyptischen Klanggewalt fand. Die Songs sind oft epischer und weniger aggressiv, was dem Album eine gewisse, melancholische Eleganz verleiht.
Songs Of Love And Hate [1996]
Mit diesem Album veränderte sich der Sound von Godflesh erneut. Songs Of Love And Hate ist ein Album, das mit einer unglaublichen emotionalen Intensität aufgeladen ist, auch wenn die Musik selbst noch immer von der gnadenlosen Kälte und dem mechanischen Grundton geprägt ist. Es ist eine weitere Facette der Band: Wut, Trauer und Verzweiflung vermischen sich mit einer fast schon zärtlichen Zerbrechlichkeit.
Us And Them [1999]
Mit Us And Them trat Godflesh in eine neue Phase ihrer musikalischen Evolution ein. Das Album markiert eine deutliche Weiterentwicklung in ihrer Klangästhetik, die nun noch tiefer in den Bereich des experimentellen und elektronischen Industrial eindringt. Die althergebrachten, mechanisch klingenden Riffs und druckvollen Basslinien sind zwar noch immer vorhanden, aber sie sind jetzt subtiler und komplexer in ihre Struktur. Das Album atmet eine kühle, fast dystopische Atmosphäre, die sich über die gesamte Spielzeit erstreckt.
Hymns [2001]
Hymns stellt eine neue Richtung dar, in der Godflesh ihre Soundpalette noch weiter diversifizierte. Die Songs sind komplexer, melodischer und doch bleibt die bedrückende Atmosphäre erhalten. Es ist eine Phase der künstlerischen Reifung, in der die Band nach neuen Wegen sucht, ihre oft düsteren Themen zu vermitteln - aber dennoch bleibt der Ausdruck von Angst und Einsamkeit ungebrochen.
A World Lit Only By Fire [2014]
Nach über einem Jahrzehnt der Abstinenz kam A World Lit Only By Fire wie ein Donnerschlag. Das Album ist ein kraftvolles, brutales Comeback, das die Klänge der ersten Jahre der Band mit modernem Sound und einer neu gewonnenen Energie vereint. Es ist, als würde Godflesh ihre eigene Geschichte noch einmal neu erzählen - noch düsterer, noch furchteinflößender und doch voll unerschütterlicher Wucht.
Post Self [2017]
Mit Post Self betrat Godflesh erneut unbekanntes Terrain. Es ist ein Album, das sich sowohl mit elektronischen Experimenten als auch mit der sich ständig verändernden Welt auseinandersetzt. Musikalisch variieren die Songs zwischen wütenden Riffs und fast sphärischen, elektronischen Klängen, was das Album zu einem komplexen, aber faszinierenden Werk macht.
Purge [2023]
Purge stellt eine weitere spannende Neudefinition des Godflesh-Sounds dar. Nachdem die Band 2014 mit A World Lit Only by Fire in einer fast schon wütenden, chaotischen Klanglandschaft zurückgekehrt war, markiert Purge eine Rückkehr zu einer noch klareren und intensiveren Form von Reduktion. Das Album wurde von Fans und Kritikern gleichermaßen als eines der besten der Bandgeschichte angesehen - vielleicht auch deshalb, weil es eine perfekte Balance zwischen der Härte der frühen Alben und den experimentellen, elektronischen Elementen der späteren Werke findet.
Die Bandmitglieder
Justin Broadrick und G. C. Green sind die beiden festen Säulen von Godflesh, die mit ihrer Partnerschaft die gesamte Musikgeschichte geprägt haben. Während Broadrick als Songwriter, Gitarrist und Sänger das kreative Zentrum von Godflesh darstellt, sorgt G. C. Green als Bassist und Mitproduzent für die entscheidende rhythmische Grundlage, die Godflesh ihren einzigartigen Sound verleiht.
Neben den beiden gibt es zahlreiche andere Musiker und Gäste, die das Banduniversum von Godflesh geprägt haben. Besonders hervorzuheben sind die Mitwirkenden bei Live-Auftritten und Gastmusiker wie Ted Parsons (Prong, Swans), der auf mehreren Alben und in der Live-Ära einen bedeutenden Beitrag zu den Rhythmen und der Atmosphäre von Godflesh leistete.
Godflesh als Einfluss
Die Bedeutung von Godflesh für die Musikszene ist kaum zu überschätzen. Sie haben nicht nur den Industrial Metal geprägt, sondern auch eine Generation von Bands beeinflusst, die in den Bereichen Metal, Elektronik, Post-Metal und Experimentalrock tätig sind. Ihr Sound, ihre Herangehensweise und ihre Themen – von gesellschaftlicher Entfremdung bis zu existenziellen Ängsten – haben ein tiefes, nachhaltiges Echo hinterlassen.
Godflesh ist eine Band, die immer weitergeht, die sich ständig neu erfindet und doch immer ihre Wurzeln behält. Ihre Musik ist ein Soundtrack für die modernen Ängste und die Kälte der Welt, gleichzeitig aber auch eine erschreckend ehrliche Reflexion der inneren Zerrissenheit des Menschen. Ihre Werke sind für viele zu einer Offenbarung geworden - ein Weg, sich mit den eigenen Ängsten, den eigenen Schatten auseinanderzusetzen und zu verstehen, dass der Weg durch die Dunkelheit manchmal der einzige ist, um sich selbst zu finden.
In dieser Ehrfurcht vor der Musik von Godflesh, vor jedem Album, jeder Note und jedem Bandmitglied, steht die Bewunderung für eine Band, die nicht nur das Genre, sondern die gesamte Musiklandschaft verändert hat - und die weiterhin die Welt durch ihre einzigartige Klangsprache beeinflusst...
Mein schönstes Godflesh-Moment
Mittwoch, 01. Februar 1995
GODFLESH-KONZERT
with special guests
THINK ABOUT MUTATION
Einlass: 20:00 Uhr, Beginn: 21:00 Uhr
Zeche Carl
W.-Nieswandt-Allee 100
45326 Essen
VVK: 20,- DM, Abendkasse: 24,- DM
Ticket-Nummer: 2/0024